Feedbackformate mit Nadine Röske und Lea Luy

„Feedback“ scheint ja ein Kernelement im offstandards-Angebot zu sein. Warum ist das so? Nadine: Stimmt. „Feedbackformate“ sind so eine Art „Ursuppe“ bei offstandards. Viele andere Angebote wie z.B. Teamentwicklung oder Coaching enthalten Feedback-Elemente. Wir beide sind bei offstandards allerdings für spezifische Feedbackformate verantwortlich, die z.B. in Projekten zur Kulturentwicklung zum Einsatz kommen. Dazu kommen wir später noch. Vielleicht könnt ihr erstmal erklären, worum es bei „Feedbackformaten“ überhaupt geht? Lea: Feedback ist die Basis für individuelle Weiterentwicklung. Es geht also um Wachsen und um Über-sich-hinauswachsen. Potenziale und Stärken werden oft erst durch Feedback ins Bewusstsein gebracht. Im Kern geht es um den Abgleich von Selbst- und Fremdbild. Viele Menschen haben Angst vor der Intensität, die in Feedbackrunden entsteht. Wie geht ihr damit um? Nadine: Ein Feedbackformat braucht einen schützenden Rahmen und vereinbarte Regeln. Die Intensität ist schon auch wichtig, aber sie darf nicht zu Ängsten oder Vermeidungsverhalten führen. Deshalb stellen wir auch besondere Anforderungen an die durchführenden Moderatoren. Sie bringen viel Erfahrung mit und wissen, dass es keine „Standard-Feedbackrunde“ gibt. Was meint ihr damit? Nadine: Als Moderator*in muss ich ein sehr gutes Gespür für Situationen und Stimmungen haben. Die Dynamik von Feedback-Formaten ist einzigartig, unvorhersehbar und deshalb nicht standardisierbar. Als Moderator*in trage ich die Verantwortung dafür, dass keine Verletzungen oder Verlierer entstehen. Das ist definitiv ein Job für unsere erfahrenen Leute. Klingt nicht nach „Spaßveranstaltung“. Lea: Moment! Das schließt sich nicht aus! In Feedback-Formaten wird auch viel gelacht. Das ist ja gerade das, was uns vom Wettbewerb unterscheidet: unsere Art zu moderieren ermöglicht Teilnehmer*innen einen leichten Zugang zu schweren Themen. Und wenn wir merken, dass wir mal „lüften“ müssen, dann machen wir einen methodischen Wechsel, der Entspannung bringt. Offstandards Feedbackformate muss man nicht „aushalten“. Sie sind allerdings auch ein sehr intensives Erlebnis. Insofern hast Du Recht: wir machen keine „Spaßveranstaltung“! Ihr habt anfangs schon erwähnt, dass ihr Feedbackformate auch im Rahmen von Kulturentwicklungsprojekten einsetzt. Da müssen dann also alle durch ein Feedbackformat gehen? Ist so ein „Zwangs-Feedback“ nicht ein Widerspruch zu eurem sehr individuellen, einzigartigen Ansatz? Nadine: Es stimmt, dass wir in diesen Projekten auf eine sehr unterschiedliche Bereitschaft stoßen, an Feedbackformaten teilzunehmen. Das Problem: sehr häufig sind gut entwickelte Teams sehr aufgeschlossen für Feedback, während weniger performante Teams wenig oder keine Bereitschaft zeigen an Feedbackformaten teilzunehmen. Da bin ich jetzt gespannt, wie ihr das auflöst… Lea: Wenn ein Unternehmen sich gezielt und strategisch kulturell weiterentwickeln will, dann müssen die Sponsoren und Initiatoren das auch gut erklären. Deshalb bieten wir nicht nur Workshops an, sondern beraten Unternehmen auch bei der Kommunikation im Vorfeld von Workshopreihen bis hin zum Coaching des Top Managements. Mit Plakaten und Announcements ist das nicht getan. Die Teilnehmer*innen müssen mit ihren Fragen und Sorgen ernst genommen werden. Wir nennen das „psychologische Sicherheit“. Eine gute, interaktive Kommunikation im Vorfeld ist ja auch schon ein Beweis für Kulturentwicklung, wenn sie offen, vertrauensvoll und einladend ist. Die Frage nach dem Nutzen – sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeiter*innen – muss glaubwürdig beantwortet werden. Wir reden hier immer etwas kryptisch über Feedback-Formate. Welche Formate gibt es denn ganz konkret bei offstandards? Nadine: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass „Feedback“ nicht nur innerhalb von Teams wirksam ist, sondern auch zwischen Teams, Abteilungen, Hierarchien oder auch ganzen Organisationen. Und so haben wir auch unsere Angebote aufgestellt: Das Format „Effective Cooperation“ ist z.B. spezifisch für die Zusammenarbeit zwischen Teams, die eine gemeinsame Prozess-Schnittstelle haben, entwickelt worden. „Kundenparlamente“ veranstalten wir vor allem, um die Zusammenarbeit zwischen internen oder externen Kunden und Lieferanten zu verbessern. Für den Austausch von Feedback in Teams sind wir methodisch auch ziemlich variantenreich aufgestellt. Es muss ja nicht immer die Feedbackrunde sein. Zum Beispiel ist die „Reflecting Team“-Methodik auch eine gern genommene Alternative. Sehr wirkungsvoll ist auch die Initiierung von sogenannten „Feedback-Buddies“, also Tandems, die sich verabreden, um sich regelmäßig Feedback zu geben. Das ist dann ganz individuell. Auf welche Frage eines potenziellen Kunden gibt euer Angebot zu „Feedbackformaten“ eigentlich die Antwort? Lea: Kunden kommen oft zu uns, nachdem sie viele rationalisierende Maßnahmen durchgeführt haben, die auf technische Weise die Performance erhöhen sollen. Das gelingt ja auch häufig, hat aber immer auch einen Impact auf die Motivation, Wertschätzung und Kultur in einer Firma. Die Frage lautet dann häufig: Wir haben hier hocheffiziente Prozesse geschaffen, aber die Mannschaft haben wir nicht weiterentwickelt. Wie kriegen wir das hin? Prozess-Effizienz kann man messen. Wie werden denn die Effekte von Feedbackformaten evaluiert? Nadine: Die Wirkung von Feedbackformaten ist nicht unmittelbar betriebswirtschaftlich messbar. In den regelmäßig stattfindenden Mitarbeiter*innen-Befragungen kann man aber schon Effekte erkennen. Und natürlich vereinbaren wir im Rahmen von Feedback-Formaten auch Ziele, deren Erreichung dann z.B. im Rahmen eines Follow Ups gechecked werden. Eine transparente Evaluation ist für ein Fortschritts-Monitoring und letztlich auch für gemeinsame Erfolgserlebnisse sehr wichtig. Und wie sichert ihr die Nachhaltigkeit ab? Lea: Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Eine Einmal-Veranstaltung wirkt oft wie eine „Depot-Spritze“: viel Wirkung am Anfang, die aber kontinuierlich nachlässt. Wenn eine Feedbackkultur entstehen soll, dann müssen Feedback-Formate auch Teil des Unternehmensalltags werden, die genauso selbstverständlich sind, wie z.B. Abteilungsbesprechungen oder Mitarbeiter*innen-Gespräche. Das entscheidet sich auf der Langstrecke, nicht im Sprint. Es braucht also einen langen Atem bei allen, vor allem aber beim Management. Wir unterstützen die nachhaltige Wirkung z.B. auch durch Reminder-Apps, die wir auf die Handys der Teilnehmer*innen verschicken. Das ist eine Möglichkeit, z.B. an die Vereinbarungen aus Feedback-Workshops zu erinnern. Zum Abschluss: Was sagen Kunden denn typischerweise, die „Feedback-Formate“ mit offstandards gemacht haben? Nadine: Was wir oft hören, ist: Das hätten wir längst machen sollen, endlich sprechen wir auch mal über uns. Danke Lea, danke Nadine!