Was ist eigentlich ein Change-Begleiter und was macht er oder sie?
Es geht bei dieser Ausbildung darum, interne Mitarbeiter*innen und Mitarbeiter zu befähigen, Change Prozesse in ihrem Unternehmen zu begleiten. Die machen das aber nicht exklusiv: alle haben auch noch ihren „normalen“ Job.
Sind das nicht die sprichwörtlichen „Propheten im eigenen Lande“ – also Experten, auf die keiner hört, weil sie ja auch Teil des Unternehmens sind?
Es stimmt, dass sie Teil des Systems sind. Aber deshalb sind sie ja nicht wirkungslos. Im Gegenteil: es ist doch gerade wichtig, dass es interne Energiequellen für Changeability, Innovation und Reflektion gibt. Das kann man nicht alles von außen kaufen. Aber wir sind hier auch gar nicht dogmatisch: Interne und externe Change-Beratung hat ganz unterschiedliche Stärken und Vorteile und sollten sich ergänzen. Wir bieten beides an und verknüpfen das auch. Das hebt uns auch vom Wettbewerb ab.
Und worum geht es in der Change Begleiter*innen-Ausbildung?
Das mag zunächst einmal verwundern, aber es geht am Anfang nicht im Schwerpunkt um die Veränderung und wie sie bewältigt werden kann, sondern um die Person des Change Begleiters. Wir kommen da über die Persönlichkeit und die Persönlichkeitsentwicklung. Nicht jeder und jede ist für diese Aufgabe geeignet, deshalb steht die eigene Sicht auf „Change“ und auch die eigene Veränderungsbereitschaft am Anfang. Die Ausbildung hat insgesamt 6 Module á 2 Tage, die durch Coachings, Networking, Kollegiale Beratung und Sparrings verknüpft werden. Und selbstverständlich reden wir dann auch über Tools, also den gern genommenen „Methodenkoffer“. Uns ist aber vor allem wichtig, dass diese Tools in kompetente Hände gelegt werden.
Und was sind Eurer Meinung nach „kompetente Hände“?
Es geht uns um ein gemeinsames Grundverständnis der Rolle und Aufgabe eines Change Begleiters. Diese Funktion ist in den meisten Unternehmen eine völlig neue. Da ist es schon wichtig zu wissen, wie ich mit all den Erwartungen an meine Rolle umgehen soll. Change Begleiter*innen haben eine sehr spezifische Verantwortung und auch eine sehr klare „Nicht-Verantwortung“. Erst wenn das geklärt ist, kann ein Change-Begleiter einen kompetenten Job machen.
Ausbildung hört sich so förmlich an. Gibt´s da Prüfungen, Zertifikate oder so?
Vielleicht klingt Ausbildung ein wenig sperrig, aber wir wollten schon deutlich machen, dass dieses Angebot viel mehr ist als nur ein Training. Das bezieht sich sowohl auf den Umfang, als auch auf die Lern-Intensität, als auch auf die Absicherung der Nachhaltigkeit. Und ja: es geht hier nicht nur um die regelmäßige Teilnahme, sondern vor allem darum, dass ich Sicherheit in der Anwendung bekomme. Das prüfen wir auch und dafür gibt es auch ein Zertifikat. Übrigens gibt es auch ein Bewerbungsverfahren. Nicht jeder und jede ist für diese Funktion geeignet. Ein Change Begleiter sollte schon mind. 2-3 Jahre im Unternehmen sein. Ein guter Mix aus Talents, älteren und erfahrenen Mitarbeiter*innen ist optimal. Hierarchie spielt keine Rolle. Funktion auch nicht.
Kann man auch durchfallen bei dieser Ausbildung?
Kann man auch. Wir geben klares Feedback zur Entwicklung und zum Lernerfolg. Es macht ja gar keinen Sinn die Maßstäbe zu senken, denn die Anforderungen in der Praxis sind nun mal recht hoch.
Apropos „hohe Maßstäbe“ – gibt es auch Veränderungsprozesse, bei denen ihr nicht empfehlen würdet, interne Change-Begleiter*innen einzusetzen bzw. auszubilden?
Bei Personalabbau oder Restrukturierung würde ich eher nicht empfehlen, mit Internen zu arbeiten. Da muss man außerhalb des Systems stehen. Kulturentwicklungsprozesse und alle Veränderungen, die von innen heraus gestaltet werden können, stehen hier im Fokus.
Welche Voraussetzungen braucht es beim Kunden, damit das Produkt wirksam werden kann?
Es ist wichtig, dass die Change-Begleiter*innen nicht die einzigen „Fans“ der Veränderung sind. Wir haben auch schon erlebt, dass sich Führungskräfte eher zurückziehen, wenn sie sehen, dass es ja mit den Change-Begleiter*innen eine dedizierte Funktion für „Change Management“ gibt. Das ist gefährlich. Die Führungsebene muss unbedingt integriert werden und sich mit ihrer spezifischen Verantwortung einbringen. Sonst funktioniert das Konzept nicht. Deswegen bieten wir auch parallel zur Change-Begleiter*innen-ausbildung Lernformate, wie z.B. „Leading Change“ an. Die richten sich explizit an Führungskräfte.
Außerdem braucht es auf Kundenseite die Bereitschaft, den Einsatz der Change Begleiter*innen langfristig zu unterstützen. Wer kulturell etwas bewegen will, muss auch umfassend und vor allem dauerhaft investieren. Und damit ist nicht nur Geld gemeint. Veränderungen brauchen viel Energie, Ausdauer und Zeit. Wenn diese Voraussetzung nicht gegeben ist, kann die Change-Begleiter-Funktion schnell wieder in den Hintergrund treten. Deshalb setzen wir auch einen besonderen Schwerpunkt bei der nachhaltigen Verankerung.
Und was macht ihr, um die Nachhaltigkeit zu stärken?
Da haben wir eine ganze Menge im Angebot: von der regelmäßigen Fortschrittsmessung durch die Change Begleiter*innen, über Coaching-Kontingente, Begleitungsformate wie z.B. „Kollegiale Beratung“, Sparring oder Supervision, usw.. Es geht aber nicht um Masse, sondern um einen spezifischen Zuschnitt auf die Unternehmenskultur. Unternehmen, die eher zu kurzatmig-aktionistischen Kampagnen neigen, brauchen ein ganz anderes Nachhaltigkeits-Konzept, als Unternehmen, die eher in längeren Zeithorizonten handeln. Wir kennen die Unternehmen sehr gut. Deshalb können wir auch die Change-Begleiter*innen optimal beim Thema Nachhaltigkeit unterstützen.
Die Unterschiedlichkeit von Unternehmen ist ein gutes Stichwort. Für welche Unternehmen ist die Change-Begleiter*innen-Ausbildung überhaupt geeignet? Gibt es auch kleine Lösungen für kleine Unternehmen?
Das Konzept eignet sich schon eher für Konzerne und große Mittelständler. Aber auch in kleinen Unternehmen sind interne Change-Begleiter*innen eine sehr wirksame Funktion. Hier machen wir z.B. für Start Ups Angebote für einen firmenübergreifenden Erfahrungsaustausch und die Qualifikation von Change Agents.
Was ist das Besondere an den Trainer/Berater*innen, die dieses Produkt umsetzen?
Die eigene praktische Erfahrung im Umgang mit Veränderungen ist extrem wichtig. Außerdem haben wir den Anspruch, über die Geschichte, Kultur, Strategie, Produkte – einfach über alles was dieses Unternehmen kennzeichnet- informiert zu sein. Das System zu verstehen, ohne ein Teil des Systems zu werden – das ist die zentrale Anforderung an unsere Trainer*innen und Berater*innen.
Gibt es eine nette Anekdote, die dein Produkt im Ergebnis gut beschreibt?
Es gibt da eine Übung, die wir immer wieder sehr gerne machen und die „leuchtende Augen“ erzeugt: „Der letzte Pitch“: Stellt Euch vor, ihr seid vom MT eingeladen und sollt eure Rolle als Change-Begleiter*innen überzeugend darstellen“ – das ist für mich jedes Mal ein besonderer „Gänsehaut-Moment“.