Hallo Denise, wie bist du eigentlich zum Digitalen Lernen gekommen, was hat Dich gekickt?
Das hat schon sehr früh angefangen. Ich war nicht besonders gut in der Schule, habe aber gemerkt, dass alles, was ich mir selbstständig beibringe, sehr gut hängen bleibt. Damit hat das Interesse an der Wissensvermittlung und dem Lernen angefangen und ich habe ehrlicherweise auch viele Videospiele gespielt. Und das faszinierende an Videospielen ist, wenn man ein Videospiel spielt, ist man in einem Flow. Das Gehirn muss etwas erarbeiten, aber es fällt einem leicht. Man spürt nicht, dass man sich stundenlang konzentriert. Ich habe daher schnell angefangen diese Ideen und Prinzipien in die Wissensvermittlung zu übertragen, das hat mir immer viel Spaß gemacht. Bei dem Lernen und Lehren geht es mir weniger um die Technologie als mehr darum das Lernen zu erleichtern. Ich setze Technologien nur dann ein, wenn es mir einen persönlichen Vorteil, einen Nutzen verschafft, sonst ist es unnötig und lenkt vom eigentlichen Inhalt ab.
Es gibt ja Menschen, die keine Lust auf digitales Lernen haben. Wie gehst du damit um und wie adressiert ihr diese kritische Zielgruppe?
Widerstand gibt es immer. Ich muss aber zugeben, dass wir digitale Lösungen manchmal auch nicht sinnvoll angewendet haben. Es gab eine Zeit lang einen Hype, indem man Technologie im Lernen eingesetzt hat, ohne dass es einen Mehrwert gebracht hat. Ich kann den Widerstand daher auch verstehen. Teilweise kommt diese ablehnende Haltung auch von der Angst vor Technologien und fehlenden Informationen oder Anleitungen. Den Widerstand müssen wir daher auch differenziert betrachten, da bei jedem etwas anderes dahintersteckt. Es muss nicht eine konservative Haltung sein. Digitales Lernen muss eben einfach und nützlich sein, um Akzeptanz zu bekommen. Wenn wir die Digitalisierung nutzen, um praktische Fortschritte zu machen, steigt auch die Akzeptanz.
Warum bist du zu offstandards, was hat dich am meisten angezogen?
Am meisten begeistert mich, dass jeder daran interessiert ist, an unseren Produkten ständig weiterzuarbeiten und man versucht die Produkte zu verbessern. Auch für unsere Kunden und ihre Herausforderungen arbeitet jeder an individuellen Lösungen. Das ist das Schöne in einem Team zu arbeiten, dass wirklich hinter den Themen und Produkten steht. So macht es Spaß, die Kolleginnen zu beraten und neue Produkte zu entwickeln.
Was war dein erster Gedanke als du im Oktober zu uns gekommen bist und unser digitales Angebot gesehen hast.
Vieles ist schon da, aber das geht noch besser. Gut fand ich, dass alle offen sind für Ideen und Gestaltung. Hier wollen alle mitwirken, das Angebot zu erneuern und weiterzuentwickeln, keiner hält an alten Dingen fest.
Die Trainings gingen hier manchmal zu sehr um Wissensvermittlung und nicht um die praktische Anwendbarkeit, das will ich hier auf jeden Fall weiter verbessern. Also: wie kann ich das Erlernte leicht umsetzen, wie gelingt der Transfer, wie schaffe ich einen praktischen Nutzen. Nur das schafft dann auch die Motivation für Lernen und Umsetzung.
Außerdem soll das Lernen im Berufsalltag stattfinden und nicht losgelöst. Man sollte nicht das Gefühl haben, extra Zeit aufzuwenden. Es macht viel mehr Sinn, Lernen in den Arbeitskontext zu integrieren. Man lernt schließlich am besten, wenn man es braucht.
Ihr habt in Eurem Bereich “Media” viele eigene Produkte – was sind eure Produkte und woher nehmt ihr hier die Ideen?
Wir beobachten Trends, Forschung und Wissenschaft und wollen auch da die neusten Erkenntnisse in unser Angebot mit einbinden und neue Produkte schaffen.
Unsere Ideen entstehen aber nicht aus akademischem Antrieb. Die Brainstormings und Produktentwicklungen werden von realen Bedarfen bei Kunden getrieben. Dabei geht es natürlich oft um Effizienz, aber viel wichtiger ist den Anwendern das Lernerlebnis, der Spaß und der unkomplizierte Transfer in die Praxis.
Wir beraten unsere Kunden bei der Entwicklung digitaler Lernstrategien, z.B. bei der Frage, was soll und kann digitalisiert werden und, wie kann das aussehen. Wenn es neue Veränderungen im Digitalen Lernen gibt, dann beraten wir die Kunden auch dahingehend. Wir entwickeln aber auch E-Learnings und produzieren Videos und Audios und begleiten Großveranstaltungen multimedial.
Zudem haben wir auch eigene Plattformen wie den Coach Finder oder auch ein 360° Feedback Tool, mit denen wichtige HR-Services deutlich effizienter gestaltet werden können. Wir sind also sehr breit aufgestellt.
Wie ist deine Vision eines idealen offstandards-Media-Portfolios?
Ich stelle mir vor, dass wir unser Wissen überall und spontan austauschen können. Ein “Go-to-Library“ Konzept wäre für mich die optimal integrierte Lösung: jeder könnte das aktuell erforderliche Wissen von überall her abrufen.
Was sind deiner Meinung nach die kommenden Trends im digitalen Lernen?
Es sind verschiedene Trends, die sich abzeichnen:
Erstens, eine verstärkte Integration von KI und maschinellem Lernen zur Personalisierung des Lernens. Das kann sowas sein wie ein AI-Tutor, auf den man zu jederzeit zugreifen kann, den man zu allen Themen etwas fragen kann oder auch schon vereinfacht, dass einem aus verschiedenem System das passende Lernangebot zusammenstellt.
Zweitens, der Einsatz von Augmented und Virtual Reality für immersives Lernen oder generell immersives Lernen im Zusammenhang mit anwendungsorientiertem Lernen. Das bedeutet das Lernen im eigentlichen Szenario stattfinden zulassen, also z.B realitätskonforme Simulationen von Führungssituationen.
Drittens die große Nachfrage nach Mircolearning- Inhalten. Lerninhalte sollen wirklich präzisiert werden und statt einem 3 Minuten Video ein 30 Sekunden Video anzuschauen.
Und viertens, ein zunehmender Fokus auf Soft Skills und interdisziplinäre Kompetenzen. Das kann so etwas sein, wie Computational Thinking. Es bezeichnet eine Denkweise, bei der Probleme, Systeme und Situationen so betrachtet werden, dass ein Computer die Herangehensweise verstehen kann.
Was haltet ihr von KI im digitalen Lernen? Welche Chancen und Risiken bringt sie mit sich? Habt ihr Bedenken, dass KI eueren Job als Berater ersetzen könnte?
KI im digitalen Lernen bietet Chancen, wie die Individualisierung des Lernens und effiziente Auswertung von Daten, wie Texte oder Mitschriften von Interviews. Man muss wirklich aufpassen, dass man alles noch einmal überprüft und die Ergebnisse auch an seine eigene Fragestellung anpasst. Wir glauben nicht, dass KI die Rolle des menschlichen Beraters vollständig ersetzen kann, da menschliche Erfahrung und Empathie entscheidend für die Gestaltung effektiver Lernstrategien sind. Gerade in der Beratung steht vieles zwischen den Zeilen, dass man heraushören und lesen darf. KI wird eher ein Werkzeug sein, das unsere Arbeit ergänzt und bereichert.
Wie verändert sich die Rolle der Trainer in einer zunehmend digitalisierten Lernumgebung?
In der digitalisierten Lernumgebung wandelt sich die Rolle der Trainer von Wissensvermittlern zu Lernbegleitern und Coaches. Sie konzentrieren sich mehr darauf, Lernende zu motivieren, zu unterstützen und anzuleiten, anstatt nur Inhalte zu präsentieren. Trainer nutzen digitale Werkzeuge, um individuelle Lernpfade zu gestalten und den Fortschritt zu überwachen. Außerdem können sie bei der Anwendung der Theorie an dem jeweiligen einzelnen Fall des Lernenden unterstützen.
Danke Denise.